Galestro: Comé sei bella, Bonn!

Galestro: Comé sei bella, Bonn!

Seit nun einigen Jahren umweht ein Hauch Italien den Raum zwischen Münster und Kaiserplatz. Das Galestro zeichnet sich schuldig dafür. Der Espresso stammt aus dem stattlichen Faema-Vollautomaten (E 61 Legend, dreigruppig), die Bar ist in dunklen Tönen gehalten, die Bohnen werden vor Ort gehalten. Sogar der Barrist wirkt manchmal italienisch, tönt den Gästen ein gutgelauntes Buongiorno entgegen.

Die hohen Fenster lassen viel Licht herein, und im Sommer schaut abends auch mal die Sonne vorbei, bevor sie hinter dem Münster versinkt. Bei dem Wetter wird die große Scheibenfront bei Seite geschoben, das Untergeschoss zur Bühne. Draußen sitzt man auf schwarzen Korbmöbeln, trinkt den Kaffee, während die Kraftfahrzeugwellen vorbeirauschen. Wer wahres italienisches Flair haben möchte, darf sich ein Nastro Azzurro bestellen. An kalten Getränken wartet man auch mit italienischen Säften auf, der Ramazzotti steht neben dem Averna auf der Karte.

2013-06-06 18.08.41Besonders im geräumigen ersten Stock, in  dem ebenfalls vorrangig dunkle Polstermöbel an schwarzen Holztischen stehen, kommt die Atmosphäre zum Tragen. Auch im Winter bleibt sanfte italienische Anklang. Die Taubenabwehrstacheln an den Fenstersimsen könnten schließlich auch zu Venedig passen. Über eine Metalltreppe gelangt man nach oben, dort sind auch die Toiletten untergebracht.

Viel fehlt nicht zum Piazza–Navona–Flair. Etwas günstiger als in Roms Hauptstadt sind die Getränke. Der Espresso kostet in allen Varianten 2,10 Euro, der cremige Latte Macchiato 2,80 Euro, serviert wird die Hausmischung. Bei den Preisen schmeckt es nicht jedem, sie passen aber zur Innenstadtlage. Auf der Getränkeoberfläche thront ein Baum oder ein Herz im Schaum.

Die Gäste wirken weltgewandt, vielleicht ist es auch das Café, das seinen Gästen einen mondänen Glanz verleiht. Das Publikum ist eher noch auf der jungen Seite des Lebens, zumindest aber jung geblieben. Die Frauen tragen große Sonnenbrillen auf der Nase oder auf dem Kopf. Hier trifft man sich nach der Arbeit oder in der Mittagspause. Es ist ein stimmiges Bild.

Wer glaubt, gut Arbeiten zu können, wird etwas enttäuscht: WLAN gibt es nicht, Steckdosen sind rar gesät, aber vorhanden. Sind sie dafür auch nicht vorgesehen, bieten die Tische dennoch viel Platz für Unterlagen.

Arrivederci, ruft der Barrist den jungen Damen hinterher, die durch die schwere Tür in die Sonne treten.