Der Rest in der Kanne

Aus der Themenreihe Büro: Da passiert es wieder: Man kommt relativ spät, aber nicht zu spät, zur Kaffeemaschine. In der Kanne schwappt noch Inhalt.  Doch schnell stellt man fest: Für eine volle Tasse ist es noch zu viel. Wieder konnte jemand nicht exakt messen, sodass es nicht aufgeht.

Der Rest, der dann aber in der Kanne bleiben würde, wäre aber eindeutig zu wenig für die nachfolgende Person. Und zudem sieht es so aus, als ob man nur einen Kleks übrig lässt, damit man keine neue Kanne aufsetzen muss.

Nimmt man allerdings nur eine halbe Tasse und lässt eine halbe Tasse zurück, so kommen beide zwar ungefähr zurecht, richtig befriedigend ist das aber auch nicht. Schließlich will man ja nicht nur einen halben Büropott, sondern den gutriechenden, genau auf das Morgenprogramm abgemessenen Inhalt.

Was bleibt da noch? Die Tasse bis zum Rand voll zu machen? Damit riskiert man schiefe Blicke der Kollegen, frei nach dem “der kriegt doch wieder den Hals nicht voll”-Prinzip. Frei nach dem “der nimmt doch immer das letzte Brötchen / Stück Kuchen.  Der Gierige.
Und das, obwohl man dem Nachfolger nur den letzten Rost ersparen wollte!

Natürlich könnte man auch seine eigene Tasse gut füllen, den Rest in die Spüle entsorgen, vielleicht sogar neuen aufsetzen. Aber das wäre ja Verschwendung! Und was, wenn gar keiner noch Kaffee möchte? Ein Teufelskreis…

Natürlich könnte man auch den Rest etwas mit Wasser strecken, wie Dealer ihr Heroin, auf zwei Tassen, so um 20 Prozent. Der Kaffee wäre dann zwar wässrig, aber dafür könnte man ja nichts, da man schließlich den ursprünglichen Bohnensaft nicht aufgesetzt hat.

Die eleganteste Lösung in dem Fall wäre natürlich, Kaffee Kaffee sein zu lassen, sich heißes Wasser aufsetzen und einen Tee machen. Damit betont man nicht nur seine Individualität, jedenfalls sofern es sich bei den Beuteln nicht um Aldi-Ware, sondern um eine spezielle Sorte aus dem Fachhandel handelt, sondern zeigt auch, dass man aus Rücksicht auf noch mehr zu spät gekommene Kollegen zu verzichten weiß.

Und morgen kommt man früher. Dann ist die Kanne noch gut voll.