Café Fürst: Wohnzimmeratmo in der Fußgängerzone

Café Fürst: Wohnzimmeratmo in der Fußgängerzone

Sie galt einst als unumstrittenes Café-Zentrum Bonns: die Fürstenstraße gegenüber dem Universitätsschloss. Eine höhere Dichte an gemütlichen Koffeintanken gab es lange nirgends in Bonn. Eng reihten sich das Einstein, das Göttlich und der Cafétiero an der winzigen Straße entlang, im Bouvier gegenüber gab es Bücher und Café, an der Ecke ist ein Tchibo.

Doch auch das ändert sich: Das Einstein heißt schon seit längerem Goldbraun, das Göttlich musste einem bald eröffnenden Modegeschäft weichen, das Bouviergebäude ist eine brachliegende Innenstadt-Ruine.

Cafétiero ist jetzt Café Fürst

Doch es gibt Hoffnung. Der seit 2001 existierenden Cafétiero erlebte Anfang des Jahres eine wohltuende Runderneuerung. Im unteren Bereich ist zwar vieles gleich geblieben, statt Rot dominiert ein angenehmer Braunton. Noch immer bestellt man an der Kasse seinen Café, holt ihn dann beim Barrista nebenan ab. Hier geht es schnell zu, Kaffee zum Mitnehmen oder Hochtragen.

Denn die große Überraschung wartet oben: Es ist ein wohltuender Mix aus edler gründerzeitlicher Bahnhofswartehalle und 50er Jahre Wohnzimmer. Etwa 40 Leute haben hier platz, man sitzt auf Leder- oder Kordsesseln, die Deckenbeleuchtung ist mit einem Tuch abgehängt. Einige Sesseln sind mit Stehlampen ausgestattet, eine offensive Einladung, das Lieblingsbuch mitzubringen und Stunden zu vergessen. An den Holztischen mit eingelassener Milchglasplatte lässt sich famos arbeiten. Vereinzelt finden sich sogar nutzbare Steckdosen.

Wifi gibt es auch, allerdings nur für magere dreißig Minuten ab dem ersten Login. Realisiert wird dies wie inzwischen fast überall üblich über einen externen Dienstleister, in diesem Falle Hotsplots. Nach Ablauf der Zeit soll man sich offenbar einen neuen Zettel holen.

Einige Sessel und Bänke sind um niedrigere Abstelltische angeordnet, bereit, Gruppen schnatternder Gäste in Empfang zu nehmen. An der Wand hängen Bilder mit Cafészenen aus längst vergangen Jahrzehnten. Wer am Fenster sitzt, erhält einen hübschen Blick auf den unten vorbeirauschenden Trubel. Zeitungen und einige Magazine liegen zum Lesen aus.

Bei warmem Wetter sitzt man direkt an der Fußgängerzone, auch wenn der Platz etwas beschränkt ist. Der Eingangsbereich des Cafés ist barrierefrei, der Zugang zu den Sanitäranlagen und dem Obergeschoss gebäudebedingt nicht.

Kaffeebohnen nach Wahl und kleine Snackereien

Das Café Fürst bietet wie sein Vorgänger bereits frisch gemahlenen Bohnencafé, vorwiegend aus dem südamerikanischen Raum. Die Röstungen halten, was sie versprechen. Den gesamten Kladderadatsch aus Cappuccino und Co gibt es natürlich auch, genauso wie frischen Kuchen, belegte Baguettes und Brötchen, teils warm.

Was kann man sagen? Eine wohltuende Transformation für die Bonner Kaffeeszene und vor allem für die Fürstenstraße.