Café Blau: Wenn die Uni lange Pause macht
Das Café Blau gehört zu der Gruppe langlebiger Cafés. Und man muss man einfach lieben: Denn wer hier Essen und trinken möchte, sollte etwas Zeit mitbringen.
Flair
Das namensgebende Viktoriabad ist jetzt bereits seit eingen Jahre dicht, dort sitzt jetzt das Stadtmuseum. Das hat dem Café eher gut getan, der schwimmbadtypische Chlorgeruch hat sich inzwischen verflüchtigt.
Wer im Inneren gemütlich sitzen will, muss man sich beeilen: das Sofarondell in Eingangsnähe eignet sich für ein gemütliches Beisammensein genauso wie für Gruppenarbeit. Das gilt auch für die handvoll Tische an der großen Fensterfront. Melancholisch kann man von dort aus den Blick über die Straße schweifen lassen, gut sitzend auf dicken Lederpolster.
Wer hier keinen Platz bekommt, hat das Nachsehen. Im großen hinteren Bereich dominieren Plastikstühle im zeitlosen Design, angeordnet an langen Tischen. Das ist zwar nicht unbedingt der Höhepunkt an Gemütlichkeit, allerdings finden deshalb dort auch größere Gruppen Platz, etwa zum Essen oder für kreative, seminartaugliche Gruppenarbeit.
Abends und an Tagen, an denen das Stadtmuseum geschlossen bleibt, wird der Raum um das Foyer erweitert, der dicke, raumteilende Vorhang wird weggezogen, es tauchen noch mehr Tische und Bänke aus dem Nichts auf und verwandeln das Blau in eines der größten Bonner Cafés.
Im Sommer ist der gemütliche Außenbereich mit seinen vielen Plätzen oft ratzefatz belegt, direkt gegenüber ragen die hohen Mauern der Universität in die Höhe. Das man aber im Blau überhaupt keinen Sitzplatz bekommt, ist eher selten.
Abends wird das Lokal in sphärisches Licht getaucht, dadurch gewinnt das Blau ordentlich an Charme hinzu.
Angebot
In der eigenen Küche werden nicht wenige Gerichte gefertigt, vom Teller Spaghetti mit Bolognese bis hin zu Eiern oder Frühstück. Preislich gehen die Gerichte in Ordnung, bleiben aber gelegntlich hinter den Erwartungen zurück. Lohnenswert ist zum Beispiel der frischgemachte Kaiserschmarrn, dicke Portionen landen hier auf dem Teller.
Milchkaffee und Getränke sind im Rahmen des üblichen. Nette Aufmerksamkeit: Dazu werden Mini-Amarettikekse gereicht.
Publikum
Wer ins Blau geht, findet von vorwiegend junges Volk vor. Viele angehebde Akademiker nutzen das uninahe Café fur ein kleines Päuschen, für Gruppenarbeiten oder zum Lernen.
Service: Bringe Zeit mit
Wie Eingangs erwähnt, muss man dem Blau eine gewisse Liebe entgegen bringen, um mit ihm warm zu werden. Trotz des großen Angebot bleibt der Service ein Manko.
Wer hier schnell einen Kaffee trinken will, ist falsch. Oft dauert es schonmal 15 Minuten, bis eine Bestellung aufgenommen wird, dann die gleiche Zeit bis das Getränk auf dem Tisch steht. Wer es eilig hat, sollte gleich Zahlen.
Denn ansonsten entwickelt sich auch das zum Geduldsspiel. Manchmal das Gefühl, es fehle den Kellner_innen an Überblick. Augenkontakt alleine reicht oft nicht.
Aufgenommen wird die Bestellung über elektronische Geräte, an der Theke selbst kann nicht bezahlt werden. Es ist aber eine seltsame Koinzidenz: Hat eine Service gerade die Bestellung notiert, kommt flugs darauf die zweite, um sie aufzunehmen.
Trotzdem gehört das Blau zum Kanon der gewachsen Cafés, in denen schon Generationen von Studenten saßen umd palavierten. Sieht man über den eigenwilligen Service hinweg, lohnt sich ein Besuch allemal.
Nur Zeit, die sollte man schon mitbringen.
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