Dehly und deSander (Metropol): Trubeliger Ausblick

Dehly und deSander (Metropol): Trubeliger Ausblick

Nachdem im Bonner Traditionskino Metropol 2006 die Projektoren ein letztes Mal abkühlten, ging wieder eine Ära in Bonn zu Ende. Nicht nur forderte des Kinosterben ein weiteres Opfer, zugleich begann um die Jahrtausendwende der Siegeszug der Filialisten.

Zu dieser Zeit begannen die Mieten in den Innenstadtlagen enorm anzusteigen, viele Bonner Ur-Geschäfte hatten bei den Pachtverträgen keine Chance gegen die großen Ketten. (Wo früher etwa die Traditionsgaststätte “Hähnchen” am Münsterplatz saß, wurde Anfang 2007 der erste Bonner Starbucks untergebracht. Nach über 200 Jahren wurde das Schild der offenbar schon von  Kurfürsten besuchten Gaststätte abmontiert).

Auch aus dem Metropol sollte etwas anderes werden. Statt aktueller Kinofilme wurde damals ein noch nie in Bonn dagewesenes Nutzungskonzept versprochen. Es kam ein Buchhändler. Mit der Schließung des Metropols ging übrigens ein noch immer andauernder Rechtsstreit (Stand: Mai 2013) einher, den die Stadt derzeit zu verlieren scheint.

Im ersten Stock der schmucken Thalia-Buchhandlung eröffneten schließlich die Bonner von Dehly und deSander ein Café-Bistro, welches den zweifellos schönsten Fensterblick auf den Marktplatz bietet. An der Fensterfront sitzt man auf bequemen Leinensesseln, kleine Hocker laden dazu ein, die Beine hochzulegen. Es gibt dort kleinen Tische mit Glasfläche und leicht geschwungenen Metallbeinen und grob gehauene Holzhöckerchen als Abstellfläche Im Inneren herrscht eine Mischung aus hübschem Kantinenflair und moderner Gaststätte vor. Die Tische sind groß, stehen recht eng. Tief hängen die Lampen darüber. Die Farben Schwarz, Weiß und Rot dominieren an den Wänden.

Sollte irgendwann in naher Zukunft wieder die Sonne aus dem Urlaub zurückkehren, öffnet der Gastrobetrieb den schmalsten Cafébalkon Bonns. Kleine Tische, an denen je zwei Personen sitzen können, stehen dort.

Die Filiale am Markt ist als Brasserie ausgelegt. Es gibt etwa eine Suppe für 4,- Euro, Salate ab 5,50 Euro. Auch die für das Geschäft typischen Brotaufstriche, Streich genannt, finden sich (ab 2,- Euro). Den Milchkaffee gibt es im Glas, Kaffeeliebhaber zahlen dafür 2,80 Euro. Eine Karte aber gibt es nicht. Einen vermutlich immer aktuellen Suppenplan finden Interessierte  unter diesem Link.

Mit dem Internet dort ist es so eine Sache… Eigentlich findet man hier kostenloses WLAN vor. Von acht Besuchen ging zwei Mal der Router nicht, es konnte keine Verbindung hergestellt werden. Nahe der rechten Fensterecke liegt eine Kabeltrommel als Stromgeber. Ansonsten gibt es zwar Steckdosen Zuhauf, oft sind diese  aber durch die Lampen belegt.

Besonders im trubeligen Samstagnachmittag kann es mit der Bestellungsaufnahme etwas dauern. Zudem wird der Wunsch der Gäste über ein elektronisches System aufgenommen, das führt oftmals zu Problemen, etwa wenn mehrere Leute an einem Tisch sitzen. Bis das Getränk auf dem Tisch steht, geht es dann aber wiederum fix.

Eine eigene Toilette gibt es nicht, man teilt sie sich mit dem Metropol. Sie versteckt sich im zweiten Stock, gehört zum Metropol. Bis man dort ist, ist es ein weiter Weg…

In die Brasserie geht, wer auch sonst in der Stadt unterwegs ist. Vom zeitungslesenden Rentner über Mutter mit Kind bis hin zur sich im Sessel flätzenden Studentin ist alles dabei. Keksefans aber gehen leer aus: Zum Milchkaffee gibt es nüschts dazu.

Nützliches Wissen:

Laut Homepage gibt es von Montag bis Samstag 11 bis 18 Uhr dort Kaffee und Speisen.