Witbürger imSchnellrestaurant

Mein Arzt hatte es mir verboten, mich aufzuregen. „Sie sollten es manchmal ein bisschen ruhiger angehen lassen“, hatte er gesagt, und dabei die rechte Augenbraue gehoben, wie immer, wenn er seinen Standpunkt betonen wollte. Nicht, dass ich oft beim Arzt war. Zumindest früher nicht. Jetzt aber besuchte ich ihn öfter, weil er einerseits recht nett war, andererseits eine große Auswahl an aktuellen Zeitschriften im Wartezimmer liegen hatte. Ich mochte Zeitschriften, auch wenn es im Wartezimmer immer etwas seltsam roch.
„Wenn sie sich weniger aufregen würden, dann senkt das ihren Blutdruck. Ich kann ihnen auch eine Broschüre mit Beruhigungstipps geben“; sagte er. Er mochte wohl Broschüren, denn die gab es in der Praxis zuhauf. Viele warben für Vorsorgeuntersuchungen, die natürlich nicht von der Kasse übernommen werden. Das Flugblatt, das er mir in die Hand drückte und dabei die hochgezogene Augenbraue von links nach rechts verschob, war hingegen rundum gratis, und genauso sinnvoll.
Baldrian, Sport, Pausen, Ruhezonen, Massagen… vieles stand dort drinnen, alles Dinge, die so neu waren wie die Ergebnisse des zweiten vatikanischen Konzils oder die des letzten Bundesligasporttages von 1976. Ich glaube mich sogar zu erinnern.
Warum ich das erwähne? Denn jetzt gerade, an dieser Schlange im Schnellrestaurant, da platz mir der Kragen. Aber nicht nur ein bisschen, sondern richtig. Warum? Denn es lief alles schief, was schief gehen kann, und ich ringe mit den Beruhigungstipps um die Vorherrschaft.
Eigentlich wollte ich ja gar nicht hier rein, zu McDonalds.